Ein solcher Rollenwechsel wurde auch schon vor dem Internet-Boom propagiert. Dank der raschen und einfachen Wissenszulieferung und der allzeitigen Abrufbarkeit sämtlicher Informationen durch die neuen Medien verschieben sich die Lernanforderungen heute aber zusätzlich verstärkt weg von der Anhäufung von Detailwissen. Wichtiger wird dafür die Vermittlung von Kenntnissen und Kompetenzen, Wissen rasch zu finden und auf eine spezifische Fragestellung anzuwenden. Es findet eine Demokratisierung des Wissenszugangs statt: Die Lehrperson verliert den Alleinanspruch auf den Faktor Wissen, gewinnt aber an Bedeutung in der Rolle als lebenserfahrener Moderator beim Erlernen des sinnvollen und effizienten Benutzens von Information und der Evaluation ihrer Bedeutung für das Leben. Die Lehrperson als Mediator im Lernprozess, die eine Brücke schlägt zwischen dem abstrakten Wissen aus Datenquellen und der konkreten Anwendung in der individuellen Lebenswelt des Schülers.
Reines Detail- und Faktenwissen verlagert sich immer mehr weg von der Schule hin zu einer spezifischen Ausbildung (Learning on the job, learning on demand). Die Schule selbst wird sich langfristig konzentrieren auf die Vermittlung von wenigen langfristig- und allgemeingültigen Grundlagen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft, wie die Beherrschung der Muttersprache und Fremdsprachen (z.B. die Weltsprache Englisch sowie in mehrsprachigen Ländern die jeweils anderen Landessprachen), mathematischen Grundlagen zur Beschreibung von Naturwissenschaft und Technik sowie Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit. Zu diesen gehört natürlich auch die Fähigkeit, neue Informations- und Kommunikationstechnologien effizient für die eigenen Ziele und Interessen im jeweiligen Fachgebiet einzusetzen.
Dieser Trend wird noch verstärkt durch die Tatsache, dass einige Jahre nach Ausbildungsabschluss nur noch die Hälfte in ihrem ursprünglich erlernten Fachgebiet arbeiten. Auch Hochqualifizierte werden im Laufe ihres Lebens beruflich umsteigen und sich schnell in ein neues Fachgebiet einarbeiten müssen. Der klassische Begriff "Beruf" in dem Sinne, dass man im Studium etwas erlernt und auf diesem Gebiet für den Rest des Lebens arbeitet, wird verschwinden. Es wird keine lebenslange Berufsbilder mehr geben, sondern nur noch Wissensmodule oder   Lernelemente, die dauernd wieder erneuert und aktualisiert werden müssen. Die klassische gradlinige und vorgezeichnete Berufskarriere wandelt sich zu einer mosaikartigen, sehr individuellen Laufbahn mit lebenslanger Weiterbildung.

"Die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes beginnt nicht in der Fabrikhalle oder im Forschungslabor. Sie beginnt im Klassenzimmer."

Lee Iacocca

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