Gewalttätige Computerspiele

Moderne Formen von "ich fang dich"?

Ausserhalb der Schulzeit war das Spielen auf dem lokalen Netzwerk ein Renner. Die Nachfrage der Schüler nach "Doom"-Ablegern (Typus: 3D-Labyrinth und Maschinengewehr) oder Echtzeitstrategiespielen (Typus: Armee "befreit" Land) war gross.
Oft wird diese "Faszination" mit der Gewaltbereitschaft der heutigen Jugend in direkten Zusammenhang gebracht. Diese "offensichtliche" Vermutung wird durch die alltägliche Berichterstattung über Gewaltverbrechen in den Schulen zusätzlich unterstrichen. Die Erfahrungen während der Cyber Road Show konnten zumindest den direkten Zusammenhang nicht bestätigen. Häufig setzten sich gerade die am stärksten "angefressenen" Spieler für ein friedliches Miteinander und das Einhalten klarer Regeln ein.
Beobachtung: Wenn mehrere Leute im lokalen Netzwerk spielen und im gleichen Raum sitzen, werden sich anbahnende Aggressionen durch "gemeinsames Fluchen und Lachen" abgebaut. Im Unterschied dazu steigt die Anspannung bei jemandem, der über das Internet mit anderen Menschen spielt, merklich an, da er diese nicht sieht und nicht hört. Somit hat er keine Möglichkeit, seiner "Aggression" Ausdruck zu verleihen.

Chatten

Weshalb chatten SchülerInnen häufiger als Lehrkräfte?

Beobachtung: Einerseits schien es den erwachsenen Menschen schwerer zu fallen, eine grundlegend andere Rolle beim Chatten anzunehmen. Dies bereitete den SchülerInnen im allgemeinen wesentlich weniger Mühe. In einer fremden Rolle lässt es sich freier bewegen. Andererseits lassen sich jüngere und unerfahrenere Chatter stärker durch das Bedürfnis leiten, kurzfristige Aufmerksamkeit zu gewinnen. Die Qualität der Aufmerksamkeit müsste dazu näher untersucht werden. Aufmerksamkeit erreicht man bei Chatten, indem man bei jemandem "emotionale Betroffenheit auslöst". Dies kann zum Beispiel durch grundloses "Anschreien" geschehen. Die Aufmerksamkeit geht häufig verloren, wenn man nicht schnell genug antwortet. Dies führt zu einer speziellen Form von Kommunikation, die sehr kurz und schnell ist und häufig sprachliche Unkorrektheiten beinhaltet. Es zählen eher die Werte der mündlichen Kommunikation als diejenigen der schriftlichen. Anpassungsfähigkeit und Spontaneität zählen mehr als Korrektheit.
Die nebenstehenden Diagramme illustrieren, dass InternetbenützerInnen mit mehr Erfahrung (oben) und älteren Jahrgangs (unten) weniger chatten, als junge und unerfahrene InternetbenutzerInnen. Dies lässt vermuten, dass der beim Chatten erwartete Aufmerksamkeitsgewinn auf längere Zeit oft ausbleibt.
Weitere Beobachtung: Das Chatten eröffnete einigen computerkritischen SchülerInnen einen neuen Zugang zum Computer. So nahm das Interesse, selbst E-Mails zu schreiben sowie eine eigene E-Mail Adresse zu besitzen, kurz nach den ersten Bekannt

"Technik ist wie ein Messer. Man kann damit morden oder damit Brot schneiden."

Norbert Blüm

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